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Muna Hundstadt

VHSHundstädter Geschichte
mit der VHS begangen
von Rudolf Tillig
 
Am 1. Juni veranstaltete die
VHS Bad Homburg zusammen mit “Arbeit und Leben” (DGB) eine Wanderung zur “Muna Hundstadt”. Nur 22 Anmeldungen waren bis dato eingegangen. Doch es stellte sich heraus, dass das Interesse für diesen Teil unserer Geschichte weit größer war.
   Fast fünfzig Neugierige fanden sich auf dem Bahnsteig der Taunusbahn in Wilhelmsdorf ein, um der Führung von Bernd Vorlaeufer-Germer zu folgen. Und die kamen im Wesentlichen nicht aus Hundstadt und der näheren Umgebung, sondern aus Butzbach, Rockenberg, Friedrichsdorf, Bad Homburg, Oberursel, Steinbach, Eschborn, Flörsheim - um nur einige Orte zu nennen.
Bf Wilhelmsdorf_7030   So war dann auch zu vermuten, dass der an diesem Tag die zu “begehende Geschichte” kaum jemandem richtig bekannt war. Darum informierte Bernd Vorlaeufer-Germer auch am Schluss der Wanderung am Sportplatz der SG Hundstadt die Teilnehmer darüber, dass es im Herbst 2013 wieder vier Vorträge über die von den Nationalsozialisten gebauten Stätten in unserem Kreis geben wird (s.u.).
   Doch zunächst ging es los durch den Wilhelmsdorfer Wald hinauf bis an die südwestliche Ecke des heute “Muna Hundstadt” genannten und von der Bundespolizei als Versorgungslager genutzten Geländes - vorbei an den alten Gleisanlagen, die bis 1945 die Verbindung zumAn der Muna_3_7045 Wilhelmsdorfer Bahnhof darstellte, der damals nicht nur aus einem Gleis, sondern aus wohl mindestens deren sechs bestand. Diese Verbindung zum Hauptgleis ist aufgrund des Desinteresses des damaligen BGS allerdings seit 1992 bereits gekappt.
   Durch den mit “NATO-Draht” gesicherten Zaun der Anlage waren zwei der vor 1945 halb in die Erde gebauten Bunker zu erkennen, die am Gründonnerstag 1945 nicht durch die Wehrmacht (oder 1946  von den US-Truppen - da gehen die derzeit recherchierten Quellen noch auseinander) nicht gesprengt wurden. An dieser Stelle erläuterte Vorlaeufer-Germer, welche Einrichtungen in der Nazizeit und nach dem Krieg sich in Hundstadt und der näheren und weiteren Umgebung befanden und wofür sie dienten:

- Führerhauptquartier Adlerhorst in Ziegenberg-Langenhain und auf Schloss Kransberg
- Arbeits- und Erziehungslager Heddernheim “Blaue Division” oder “KZ Rhein-Main”
- Eisenbahntunnel Hasselborn - Flugzeugpropellerfertigung
- Reichsarbeitsdienstlager “Bemelberg” Hundstadt
- Heeresmunitionsanstalt Wilhelmsdorf “Muna”
- Zwangsarbeiterlager “Waldfrieden”
- Wehrertüchtigungslager der HJ
- Feldflugplatz Merzhausen “Geschwader Richthofen”
-
   Weiter ging es Richtung Hundstadt, wo noch auf dem Weg Lager_2_7063kurz vor den Sportanlagen der SG Hundstadt 1916 e.V. noch zwei grün gestrichene Holzbaracken zu sehen sind, die seinerzeit für die Familien der Lagerleitung gebaut wurden.
    Eine im Besitz der Gemeinde befindliche wird heute von den “Hecke Schlepper Hundstadt e.V.” als Vereinsheim genutzt. Ein Anbau hat das ursprüngliche Aussehen dieses Holzhauses allerdings stark verändert.
   Am Fußballfeld erläuterte Bernd Vorlaeufer-Germer noch die Lage der Gebäude einiger Gebäude in Dorfrandlage, die in den 60er Jahren abgerissen worden waren.

                                  “Da standen sie einst...”

   Nach dem Krieg wurden Teile der Lager zunächst als Kriegsgefangenenlager dür deutsche Soldaten unter Bewachung polnischen Militärs (bis 1946) genutzt. Danach wurden hunderte Vertriebene mit ihren Familien dort untergebracht, die sich für viele Jahre dort ein “eigenes Dorf” mit Schule, Bäckerei, Metzgerei und Kleinbetrieben schafften. Viele der Vertriebenen und ihre Nachkommen leben mit ihren Familien heute noch in Hundstadt und Grävenwiesbach. Sie haben eingeheiratet in hier ansässige Familien und haben eine neue Heimat gefunden. Viele Aktivitäten (z.B. “Kinderwald” - Initiator Erich Armstark †2013) gingen von ihnen aus und haben das Dorfleben bleibend bereichert. In einem Neubaugebiet in direkter Nähe des Lagers (Feldbergstraße und Auf den Gräben) haben sie sich Eigenheime gebaut. Auch in Grävenwiesbach erinnern einige Straßennamen in einem Neubaugebiet noch an den Umstand der Vertreibung.

Vortragsreihe im Herbst 2013:

„ A D L E R H O R S T “
Das ehemalige Führerhauptquartier in Ziegenberg/Wiesental
Die „Operation Seelöwe“ 1940
Heeresgenesungsheim 1941 – 44
Hauptquartier des Oberbefehlshabers West zur „Ardennenoffensive“ 1944/45

„ H A S S E L B O R N E R T U N N E L “
„Führertunnel“ im II. Weltkrieg
Luftwaffen-Hauptquartier in Hasselborn 1940/41
Rüstungsproduktion: Propeller für deutsche Jagdflugzeuge 1943 – 45
Außenkommando Hundstadt des „Arbeitserziehungslagers“ Frankfurt-Heddernheim

„ F L U G P L A T Z M E R Z H A U S E N “
Einsatzhafen der Luftwaffe
Flugplatz des Führerhauptquartiers „Adlerhorst“
Außenkommando des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert (Hunsrück) 1944
Jagdgeschwader 2 „Richthofen“ 1944/45

„ S C H L O S S K R A N S B E R G “
Teil des ehemaligen Führerhauptquartiers „Adlerhorst“
Hauptquartier u.a. von Himmler und Göring
Außenkommando „Tannenwald“ des Konzentrationslagers Buchenwald 1944/45
Anglo-amerikanisches Vernehmungszentrum „Dustbin“ 1945 – 47 u.v.a.

bitte die Termine dem Veranstaltungskalender von Arbeit und Leben oder der VHS Hochtaunus entnehmen.

Im vom “Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e.V.” herausgegebenen Buch
“Hundstadt - 1410-2010” ist weiteres Wissenswertes über die Zeit zu erfahren.