"Der Teufel hat den Schnaps gemacht" Erkenntnis des Pfarrers - Hundstadt eröffnete mit Fremdensitzung das närrische Treiben - Waltraud und Mariechen bringen Saal zum Toben (Artikel der UA vom 18. Januar 2010)
(anr). Es hat inzwischen Tradition, dass das Narrenschiff im Usinger Land in Hundstadt zuerst auf Kurs geht. Der "Flotte
Elfer" des Fanfarenzuges Hundstadt konnte auch zum Start dieser Kampagne bei den beiden Fremdensitzungen jeweils über 200 Gäste im ausverkauften Dorfgemeinschaftshaus begrüßen.
Mit hervorragenden Tänzen, allen voran der Garden, deftigen Büttenreden mit Lokalkolorit sowie stimmungsvoller Musik und Gesang eröffneten über 100 Akteure das närrische Treiben der diesjährigen
Saison. Durch das mit Unterhaltung gespickte Programm lenkten, unterstützt von Alleinunterhalter Joe Gladen, gewohnt locker und souverän Alfred Fröhlich und Jörg Glaser, die darüber
hinaus jede Menge Orden der Hundstädter Fassnacht und Küsschen verteilen durften. Diese durften natürlich auch die Ehrengäste in Person von Landrat Ullrich Krebs, Grävenwiesbachs Bürgermeister Hellwig Herber
und Parlamentsvorsteher Winfried Book sowie Hundstadts Ortsvorsteher Kurt Solz entgegennehmen. Besonders ausgeprägt war in diesem Jahr die Unterstützung der benachbarten
Karnevalsvereine, die nicht nur durch die "Limeskrätscher" Wehrheim in Person des Anführers Horst Hopfengärtner und der Karnevalsfreunde Usinger Land durch Uli Zwermann vertreten waren. Der Usinger UCV
erwies seine Referenz durch Auftritt und Gruß seiner Hoheit Prinzessin Annegret I. inklusive ihres Hofstaates genauso wie Prinz Edi I. vom Kransberger Narrenclub, der ebenfalls mit seinem Hofstaat seine Aufwartung
machte. Eröffnet wurde das närrische Programm nach dem Einmarsch des "Flotten Elfers" mit der Premiere der Fanfarenzuggarde, die nicht nur zur 18. Sitzung, sondern im gesamten
Jahr der 600 Jahrfeier den "Flotten Elfer" bei allen närrischen Auftritten feste begleiten wird. Die Kleinsten der Minigarde bekamen mit ihrer Interpretation der "bunten Kuh" sogleich ebenfalls
die ersten Beifallsstürme. Als Mann fürs Protokoll demonstrierte auch heuer Werner Ott eindrucksvoll, wer in Hundstadt in der Bütt für den scharfzüngigen Blick aufs Dorf und in die
Region zuständig ist. Ob beim Verdruss über den fehlenden Kreisel am Laubacher Kreuz "wegen nicht ausreichender Opferzahlen", den vermeintlichen Wunsch der Wilhelmsdorfer, ein Lkw möge die
Langzeitbaustelle am alten Rathaus dem Erdboden gleich machen und schließlich beim im Klärschlamm versinkenden Grävenwiesbacher Gebührenstreit mahnte Ott immer wieder hintergründig zur Beachtung des
Allgemeinwohls und der alten dörflichen Werte. Überregional stand neben einem neuen "warmen" Außenminister die "Abwrackprämie" einer Regie- rung im
Mittelpunkt, mit der man ein kleines Vermögen machen könne, wenn man zuvor ein Großes besessen habe. Mit hoher Büttenkunst und scharfzüngigem Humor in Sachen kleinbürger- lichen Zusammenlebens konnte auch
Peter Schüßler aus Oberursel als "Schüssel" das Publikum schnell in Begeisterung versetzen. Da wurde mit derbem Humor immer wieder klar, dass es sich nicht lohne, das voller Überraschungen steckende
Eheleben abzuwracken, reiche es doch aus, die holde Weiblichkeit attraktiv zu finden, wenn diese einen Bierkasten trägt. Die Flucht aus dem ehelichen Heim scheitere ohnehin an der Unfähigkeit, Koffer packen zu
können. Die Fastnachtskracher beim "Flotten Elfer" Waltraud (Thomas Kinnett) und Mariechen (Udo Pauly) demonstrierten in diesem Jahr meisterhaft ihre besondere Bühnenkunst,
mit dem Publikum spielen zu können. Die beiden älteren Damen ließen sich vom kurzfristigen, kompletten Technikausfall überhaupt nicht beeindrucken. Sie improvisierten fleißig bei ihrer Anteilnahme an den
heimischen Schicksalsschlägen des "gefühlte 600 Jahre im Amt befindlichen Bürgermeisters", des Ortsvorstehers Kurt Solz, der von keinem angerufen werde und schließlich des Pfarrers Klaus Rüb, der
singe: "Der Teufel hat den Schnaps gemacht."
Die humorvollen Reden komplettierte das Duo Horst-Günther Herde aus Emmershausen und Walli Buhlmann aus Cratzenbach
als "eineiige Zwillinge" mit ihrer Unterhaltung über das werdende Leben und den Hundstädter Wehrführer Kai Süssner, dem von "Engelsdieben" eine Flasche Wein vom Balkon im ersten
Stock entwendet worden sei. Für kurzweilige Unterhaltung sorgten schließlich auch Lukas Schopf, Jurian Seel und Jan Webbeler mit ihren Sketchen bei
Gericht, an der Himmelspforte, sowie über das Rentnerdasein, während Sascha "Pülly" Schmidt in diesem Jahr eine Familienfahrt an den Gardasee aufs Korn genommen hatte und
"Trompeten-Tom" Thomas Reiter traditionell für die ganz, ganz kurzen Kalauer sorgte. Den Gesang auf die Hundstädter Bühne brachte der Frauenchor "Grenzenlos" des Gesangverein
Hundstadt, der zu einer bekannten Melodie "Wir waren schon wieder auf dem Klo" anstimmte und auch die Aerobic Girls mit ihrem Medley von "Dschingis Khan". Nachdem die Hexen vom
Hörfunkballett tänzerisch Walpurgisnacht gefeiert hatten, die "Dog City Dancers" grazil den afrikanischen Dschungeltanz zum Besten gegeben hatten, das Männerballett in perfekter Bewegung
als Harlekins tosenden Applaus bekommen hatte, sowie die letzten Sambarhythmen beim Tanz der Teeny-Garde und bei den "Äppel-Boys" der Limes-Krätscher aus Wehrheim verklungen waren,
durfte die Garde zum Abschluss zu den Klängen des Fliegerliedes für den finalen Höhepunkt sorgen. Die Stewardessen von "Pülly-Air" gaben dabei noch einmal ihr ganzes tänzerisches Können
zum Besten und lieferten einen fulminanten Start in die Kampagne
Thomas Kinnett als “Waltraud” Foto: Romahn
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im Usinger Land. |